Wer sich auf den Besuch der einzigartigen Berliner Museumsinsel vorbereiten möchte, hat nun ein besonderes Buch dazu: „Die Berliner Museumsinsel. Impressionen internationaler Besucher (1830-1990)“. Die beiden Herausgeberinnen, Prof. Bénédicte Savoy, Kunsthistorikerin an der TU Berlin, und die freie Kunsthistorikerin Philippa Sissis, legen ein ebenso schönes wie profundes Werk vor.
Hinein blättern können Sie an jeder beliebigen Stelle – und hängenbleiben auch! Trockene Materie ist diese Museumsgeschichte ganz bestimmt nicht, denn hier spricht das Publikum. Und das hoch motivierte Team aus Studentinnen und Studenten von Prof. Savoy, die gemeinsam recherchierten und kommentierten. Auf den Originaltext der Besucherinnen und Besucher aus den unterschiedlichen Epochen und mit den unterschiedlichsten Hintergründen folgt jeweils ein Kommentar, der nicht belehrt, sondern die Texte in ihren Kontext stellt, uns weitere Informationen zu den Schreibenden gibt und so mit jedem Originaltext in Verbindung ein kleine abgeschlossenen Einheit bildet, die sich in der Summe zum großen Ganzen dieser Anthologie fügt.
Ich bin in diesem Buch Fanny Lewald wieder begegnet, habe Charlie Chaplin auf einem Foto versunken auf den Stufen des Pergamonaltars sitzend gesehen, gestaunt über die amerikanischen Besuchermassen, die sich 1948 vor den Schätzen aus Berlin in der Washingtoner National Gallery drängten, mit Entsetzen gelesen, in welch desolatem Zustand die Museen nach dem zweiten Weltkrieg jahrelang dem weiteren Verfall preisgegeben waren und, Blick zurück, fasziniert betrachtet, mit welch grandiosem Aufwand beispielsweise die ägyptische Kunstsammlung den Besuchern um 1860 dargeboten wurde.
Viele der Texte wurden für die vorliegende Ausgabe extra übersetzt und sind zum ersten Mal in dieser Form zugänglich. Die Aussagen der ausländischen Besucher interessieren in doppelter Hinsicht, denn sie spiegeln immer auch den politischen Zeitgeist in den Herkunftsländern und im bereisten Land wider. Allen gleich ist aber die Begeisterung für die Kunst und das dem Alltag entrückt sein – damals wie heute.
Foto: Stephanie Hanel
Es ist ein Luxus sich so zu versenken – und es lohnt sich! Ich war jedenfalls bestens vorbereitet auf meinen Besuch im Neuen Museum, wo zur Zeit die Ausstellung „Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete“ läuft. Und beeindruckt von der Museumsinsel. Wie schön, dass so viele Kunstwerke wieder zurück und wieder beisammen sind. Und Dank genialer Verbindung von alten und neuen architektonischen Elementen im Inneren der Gebäude – wie beispielsweise im Neuen Museum zu bewundern – in dieser Synthese erlebbar. Zu erkennen, dass das alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist, ist auch eines der Verdienste dieser Publikation.
Bénédicte Savoy, Philippa Sissis (Hg.), Die Berliner Museumsinsel. Impressionen internationaler Besucher (1830-1990). Eine Anthologie, Böhlau Verlag, 2013
Und übrigens: Frau Savoy hat auch zu Nofretete publiziert – und ich durfte sie für die Zeitschrift „epoc“ unter der Überschrift „Geteiltes Erbe“ zu ihren darin publizierten Erkenntnissen interviewen: Interview epoc.