Was macht eine Texterin eigentlich so?

Beruflich Marketingtexte schreiben? Das hätte mich früher abgeschreckt. Wo bleibt die Kreativität, der persönliche Spielraum, und was ist, wenn mich die Themen überhaupt nicht interessieren? Und überhaupt. Verkauft man da nicht seine Seele? Das kommt darauf an. Sehenswürdigkeiten einer Stadt vorzustellen ist nicht per se eine schlechte Sache. Und Werbung für Bücher? Da können Buchmenschen doch eigentlich gar nicht so viel dagegen haben, oder? Marketingtexte zu schreiben kann also sehr unterschiedlich aussehen. In erster Linie wird von den entsprechenden Agenturen viel Text in bestimmter Form gebraucht – und damit Menschen, die zielgerichtet nach bestimmten Anforderungen und ad hoc schreiben können. Zugegeben: Rund um die Uhr und unter Hochdruck wäre das kein guter Job mehr. Ich kann es mir glücklicherweise einteilen.

Auch meine Perspektive aufs Schreiben hat sich verändert. Der Druck, auf den Punkt zu schreiben und bestimmte Formate zu bedienen, bringt auch Professionalität mit sich und hilft ebenso freie Schreibprojekte zielgerichteter umzusetzen. Und was das Interesse angeht: Einfach überraschen lassen. Manchmal machten mir beim Recherchieren und Schreiben plötzlich Themen großen Spaß, von denen ich das gar nicht erwartet hatte.

Zu Beginn diesen Jahres konnte ich weiter über das spannende kulinarische und kulturelle Leben in Mannheim schreiben. Ich durfte u.a. nachhaltige Gastronomie vorstellen oder auch einen Einblick in die faszinierende Biennale der Fotografie geben, die in den Städten Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen stattfand.

Die Texterin Stephanie Hanel sieht sich das fertige Buch, an dem sie mitgewirkt hat, an.
Aufgeschlagen: Der Beitrag zur 1919 gegründeten Firma Ottobock, die auf technische Orthopädie spezialisiert ist. Ottobock versorgt Menschen mit verschiedensten Hilfsmitteln wie Prothesen, Exoskeletten, oder auch einem Neuromodulationsanzug, und verbessert so deren Lebensqualität.

Im Sommer war ich wieder an einem ehrgeizigen Buchprojekt zu deutschen Familienunternehmen beteiligt: „Aus bester Familie“ heißt es, herausgegeben von Dr. Florian Langenscheidt und bei Prestel erschienen. Mit zwei Kolleg:innen schrieb ich ‚um die Wette‘ die Texte für die „100 beispielhaften deutschen Familienunternehmen“. Es war eine schöne Gelegenheit, an längeren Texten arbeiten zu können und etwas tiefer in die jeweilige Firmenhistorie einzusteigen. Die Entwicklung von „Melitta“ im Nachkriegsdeutschland beispielsweise ist eine echte Kaffee-Küchen-Kulturgeschichte Deutschlands und durchaus erhellend in Sachen, was professionelles Marketing im Zusammenspiel mit nützlichen Produkten alles bewirken kann.
Als Schreiberfahrung nehme ich diesmal für mich mit, dass es sich immer lohnt, erst einmal ein Gefühl dafür zu bekommen, was dargestellt werden soll und was einem von der Außenansicht her interessant erscheint. Das hilft dabei, die vielen Fakten zu sortieren und die Rosinen herauszupicken. Aus den Vorgaben und den eigenen Ideen einen runden Text zu machen, ist jedes Mal eine kleine Herausforderung – das Gesamtwerk in den Händen zu halten immer eine feine Belohnung dafür.

Außerdem konnte ich dieses Jahr noch weiter dazulernen – nämlich, wie man suchmaschinenoptimierte Texte schreibt, sogenannte SEO-Texte. Ich muss zugeben, dass ich zunächst etwas zu optimistisch war und insgeheim dachte „so schwer kann das doch nicht sein“, aber wie bei den früheren neuen Formaten erforderte auch das Texten nach Keywords ganz einfach Übung. Was mir zunächst wie ein Zwang vorkam, also die Keywords möglichst gut im Text unterzubringen, wurde zwischenzeitlich zum texterischen Sport und ich musste überrascht zugeben, dass Texte durch passende Keywords auch besser werden können – besser für ihren Zweck geeignet, Menschen für Bücher zu begeistern und neugierig darauf zu machen.
Und ja, das ist natürlich Werbung, aber ich verstehe als Autorin sehr gut, dass Bücher zumindest erst einmal gefunden werden können müssen, damit sie anfangen, in dieser Welt zu existieren – über ihre bloße physische Erscheinung hinaus.

Fürs nächste Jahr freue ich mich auf die weitere Zusammenarbeit mit bewährten Auftraggeber:innen, muss aber auch wieder Ausschau halten – und finde hoffentlich neue Orte, an denen mein Schreiben gefragt ist! Auf grundsätzliche Zweifel habe ich gar keine Lust mehr und flexibel war ich schon immer – Hauptsache ich darf, ihr wisst schon was …